Gobi March: Dem Ende nah
Die fünfte Etappe in der Wüste Gobi wird den verbliebenen Teilnehmern unvergessen bleiben. Christian Schiester musste sich durch eine 99-Kilometer-Hölle mit extremer Hitze, kräfteraubenden Sanddünen und endlosen Ebenen kämpfen, ehe er nach 12 Stunden und 14 Minuten völlig am Ende als Zweiter durch das Ziel taumelte. Das Tagebuch.
"Der härteste und gefährlichste Tag meines Lebens!"
Um acht Uhr früh fanden sich gestern die verbliebenen Teilnehmer an der Startlinie ein. Die harte vierte Etappe hatte bereits viele Opfer gefordert. Kapitulierender Kreislauf, ständige Übelkeit, wundgeriebene Fußsohlen, entzundene Kniegelenke und schwerer Durchfall waren überall im Lager zu sehen. Andere hatten schlicht Angst vor der langen Distanz und den prognostizierten Temperaturen und entschieden sich daher gegen einen Start.
Für den Rest ging es los durch einen reich bewachsenen Canyon, dessen Fluss in der Mitte mehrmals durchquert wurde. Der Führende Dan Parr, die zwei Chinesen und ich setzten uns schnell vom Feld ab. Chao Wei versuchte früh eine Attacke, wurde aber von Parr und mir überholt. Es dauerte nicht lange und ich sah den Engländ am Horizont verschwinden und kämpfte wieder mein einsames Rennen.
Einfach grauenhaft
Was danach folgte, war schlicht gesagt grauenhaft: Die anfänglichen Reisfelder und Weinreben wechselten in völlig trostlose, braune Ebenen, über die uns schier endlose Straßen und Wege führten. Wir durchquerten das Turpan Bassin, mit -150 Metern der zweittiefste Punkt der Welt. Der Himmel war bedeckt mit dunklen Wolken, die Rekordtemperaturen blieben daher Gott sei Dank aus. Dennoch ließen die aufgeheizte Erde und der föhnartige Wind die Quecksilbersäulen weit über 30 Grad Celsius klettern.
Auch das noch!
Bei der Überquerung eines Bachbetts überknöchelte ich mit dem rechten Fuß und musste unter zunehmenden Schmerzen laufen. Meine Energiereserven nahmen hingegen rapide ab und ich fühlte mich immer leerer. Nach etwa 60 Kilometern musste ich immer wieder gehen, um meinen rasenden Puls zu beruhigen, der Chinese hinter mir kam immer näher. Kurz vor dem letzten Checkpoint, den Dan Parr bereits eine Stunde vor uns erreicht hatte, ging er an mir vorbei. Ich war am Ende und musste ihn nach kurzer Gegenwehr ziehen lassen.
Ich erreichte den letzen Checkpoint und sah vor mir bereits das abschließend Highlight: Eine schmale Straße wand sich langsam ansteigend zu den Sanddünen, die zwischen mir und dem Ziel lagen. Kaum hatte ich die Dünen erreicht, wusste ich, dass es eng werden würde. Die Temperaturen steigerten sich auf einen Schlag auf 50 Grad, der Sand war sehr tief und kräfteraubend, mein ohnehin hoher Puls revoltierte. Bereits nach wenigen Minuten war mein letzter Tropfen Wasser getrunken und in meinem Kopf nur noch ein dumpfes Dröhnen.
Läufer im Koma
Unweigerlich musste ich an jenen Chinesen denken, der bei der vierten Etappe knapp vor dem Ziel kollabiert und mitten in einem kochenden Canyon liegen geblieben ist. Erst nach über einer Stunde konnte er von einem beherzt eingereifenden Media-Team lokalisiert und mit Kamelen in sprichwörtlicher letzter Sekunde zur Straße und somit zum Rettungswagen gebracht werden. Dieser Athlet liegt bis jetzt im Koma, schwere Organschäden sind nicht ausgeschlossen.
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