Das Läuferknie: Ein Seil an der Felskante

Es tut am Knie weh, doch die Ursache ist ein Muskel. Und was dich noch mehr interessiert: Wie wehrst du dich dagegen?

Das Knie ist der Punkt, an dem der Schmerz auftritt – aber nicht der, wo die Ursache zu finden ist.

Das „Läuferknie“heißt in der Wissenschaft auch ilio-tibiales Bandsyndrom (ITBS) oder Tractussyndrom, da es den Tractus iliotibialis betrifft. Warum diese Erklärung? Weil das Knie „nur“ der Punkt ist, an dem der Schmerz auftritt – aber nicht der, wo die Sache entsteht.

Der Tractus iliotibialis ist ein Faszienstreifen (Faszie = Binde, breitausgedehnte, sehnenartige Hülle auf Muskeln) der an der Aussenseite des Oberschenkels die Muskulatur stützt und vom Darmbeinkamm nach unten zieht, um am Schienbeinkopf verankert zu werden. Die Schmerzen entstehen, wenn der Tractus an der Gelenksvorwölbung des Oberschenkels reibt wie ein Seil an einer Felsenkante.

O-Beine und Beckenmuskelschwäche
Besonders häufig tritt das ITBS nach längerem Bergablaufen auf – es ist aber ein Schmerzsyndrom, das vielen Langstreckenläufern schmerzlich bekannt ist. Generell ist das ITBS die häufigste Ursachen für Schmerzen im Bereich der Aussenseite des Kniegelenkes. Auch bei Radfahrern ist das ITBS weit verbreitet.

Häufig tritt das ITBS bei Läufern auf, die folgende Probleme haben:

„varische“ Beinachsen (= O-Beine)
eine Überpronation in der Abstossbewegung
eine Schwäche der Beckenstabilisatoren, wodurch die nicht belastete Hüfte absinkt und ein übermässiger Zug am Tractus entsteht

Das ITBS gilt zwar an sich als harmlos, die Schmerzen können aber ausgesprochen stark und stechend sein, und das Laufen unmöglich machen (mich selbst hat das ITBS schon um die Teilnahme am Florenz Marathon gebracht). Typisch ist die Tatsache, dass die Schmerzen anfangs nur beim Laufen auftreten, sich später aber auch beim Gehen bemerkbar machen können.

Vorsicht bei der Diagnose
Da der Tractus iliotibialis zum Schienbeinkopf zieht, werden die Schmerzen oft in das Kniegelenk oder zur Aussenseite des Schienbeinkopf projiziert. Diese Schmerzprojektion führt dazu, dass die Ursache oft nicht erkannt wird. Schon so mancher Läufer wurde erfolglos gegen Meniskus- und Knorpelprobleme behandelt, obwohl sein Problem ein Tractussyndrom war!

Typisch ist ein Knarren über dem Oberschenkelkondylen (Gelenksvorwölbung), eventuell auch eine Art Knistern, das vom gereizten Gewebe ausgeht. Häufig ist die Region dort auch druckschmerzhaft. Im Zweifelsfall ist ein MRI angeraten, da damit auch andere Ursachen ausgeschlossen werden können.

Was kann man gegen ein "Läuferknie" unternehmen? Jetzt auf Seite 2 umblättern!