Laufen schadet den Gelenken nicht
So heißt Fact 20 aus meinem neuen Buch "77 Dinge, die ein Läufer wissen muss".
Wirkliche Gelenkschäden haben Läufer in den seltensten Fällen.
"Das kann ja nicht gesund sein, wenn jemand Kilometer für Kilometer auf hartem Asphalt rumrennt". So oder so ähnlich ziehen die Kollegen immer wieder gegen den Läufer ins Feld. Die Kritiker des Laufsports denken bei der Sorge um die Gelenkbelastung gerne sehr mechanistisch.
Das Auto als Vergleich
Schließlich kennen sie das Problem Verschleiß ja von den teuren Wartungsarbeiten an ihrem Auto. Je mehr man damit fährt, desto öfter muss es in die Werkstatt. Soll heißen, ausgiebige Benutzung führt zu Abnutzung und die hat ihren Preis: Werkstattrechnung beim Auto und Gelenkschmerzen beim Läufer.
Vielleicht sind die Überlegungen Ihrer Kollegen doch gar nicht so ganz und gar abwegig, denn tatsächlich haben 30 Prozent der Läufer einmal im Jahr orthopädische Probleme! Viel zu viele sind das. Und gerade sehr motivierte Laufanfänger, die von ihrem Internisten das Laufen empfohlen bekamen, um sich vor Fettleibigkeit und Herzinfarkt zu schützen, müssen sehr aufpassen, dass sie nicht plötzlich mit Knieproblemen zum Stammgast beim Orthopäden werden. Dort im Wartezimmer sitzen sie dann neben hochnervösen Läufern, die ihren Trainingsplan nicht einhalten können, weil schmerzhafte Schienbeinkantenprobleme, Spreizfußbeschwerden und Achillessehnenentzündungen sie vom geliebten Dauerlauf abhalten.
Gelenkknorpel ist lebendig
Man kann also schon verstehen, wenn das breite Publikum der Apothekenmagazinleser meint, Laufen schädige die Gelenke. Aber ich kann Sie beruhigen: Denn dem ist nicht so! Kaputte Gelenke im Sinne eines wirklichen Gelenkschadens (Arthrose) haben Läufer in den seltensten Fällen. Sie haben hin und wieder akute oder chronische Überlastungsreaktionen an den Sehnen, die leider auch einmal mit Schmerzen verbunden sind, aber die Gelenke selbst sind meist wesentlich besser intakt als bei demjenigen, der sie schont wie einen Autostoßdämpfer, dem er die unwegsame Straße vorenthält.
Saugen wie ein Schwamm
Der Gelenkknorpel ist nämlich kein mechanischer Stoßdämpfer, sondern ein lebendiger. Er ist nicht durchblutet, sondern ernährt sich wie ein Schwamm von der Gelenkflüssigkeit. Um sich mit den wichtigen Nährstoffen vollsaugen zu können, muss er regelmäßig rhythmisch be- und entlastet werden. Zum Beispiel durch Laufen. Das tut dem Knorpel und dem Gelenk gut. Orthopädische Studien bei Langstreckenläufern wiesen daher auch keine erhöhte Arthrosewahrscheinlichkeit durch das Lauftraining nach, wohingegen übergewichtige Schreibtischtäter, die lieber den Fahrstuhl als die Treppe nehmen, meist mit mehr Gelenkbeschwerden rechnen müssen.
Dass Läufer sich manchmal die Sehnen überlasten, ist also eine ganz andere Sache und verursacht in der Regel keine Spätschäden. Leider sind viele Läufer recht unbelehrbar, was die Ursachen dieser Probleme angeht, die sie leider immer bei den Laufschuhen suchen. Dort suchen sie aber ganz vergeblich, weil meist Lauftechnik und Trainingsinhalte die Wurzeln des Übels sind. Aber darüber erzähle ich Ihnen in den kommenden Kapiteln mehr.
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