26.08.10 von Johannes Strehn

Die große Bedeutung kleiner Dinge

Lachen ist die beste Medizin - dieser Satz ist mehr als nur eine Floskel. Die Rote Nasen Clowndoctors beweisen das Tag für Tag. Und das nicht nur in Spitälern und Krankenhäusern. Auch Reha-Patienten, die nach einem schweren Unfall oder einer Verletzung den mühsamen Einstieg ins normale Leben erlernen müssen, können auf die Hilfe der Clowns zählen. ichlaufe.org hat mit einem von ihnen über die besondere Herausforderung gesprochen, Reha-Patienten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

"Die Roten Nasen bringen ein wichtiges Element mit: die Lebensfreude."

Martin Kotal ist Stellvertretender Künstlerischer Leiter der Roten Nasen Österreich und Gründungsmitglied des ersten Clowntheaters "Theater Olé" in Wien. Im Interview erzählt der 43-Jährige von den Besonderheiten der Arbeit mit Reha-Patienten, insbesondere im Umgang mit Sportlern.

ichlaufe.org: Die Clowndoctors, die in Rehabilitationszentren im Einsatz sind, haben eine spezielle Ausbildung hinter sich. Was unterscheidet die Arbeit mit Reha-Patienten vom Umgang mit Patienten in „normalen“ Krankenhäusern?
Martin Kotal: Der Besuch der Clowndoctors unterscheidet sich in kleinen wichtigen Details. Wir müssen im Bewusstsein haben, dass wir überwiegend erwachsene Menschen besuchen und dass diese Patienten einen unerwarteten, schockartigen Einschnitt in ihrer Biographie erlebt haben. Diesen negativen Überraschungsmoment, den diese Personen erleben mussten, müssen wir im Auge behalten, wenn wir agieren. Behutsam und mit wenigen zusätzlichen Überraschungen auftreten und besonders einfühlsam an den Patienten herantreten, ist sehr wichtig. Dabei gilt unser Grundsatz ganz besonders: die Ablehnung eines Besuches zu akzeptieren ist für den Patienten wichtig und wird von uns selbstverständlich angenommen. Das erst gibt eine Vertrauensgrundlage, die vielleicht beim nächsten Besuch Früchte tragen kann.

Wie geht man mit Patienten um, die mit irreparablen körperlichen Defiziten konfrontiert sind, wie z.B. Querschnittslähmungen oder Amputationen? Besonders schlimm müssen diese Erfahrungen für Sportler sein, die auf einen funktionierenden Körper angewiesen sind.
Natürlich sind dies ganz gravierende Schicksalsschläge, die da stattfinden, und wir werden uns nicht anmaßen, den Patienten diese Last abnehmen zu können. Manchmal zeigt es sich aber, dass sich Menschen den Clowndoctors besonders gerne öffnen und diverse „Tabuthemen“ in unserer Gegenwart leichter ansprechen können. Sei es in der Geriatrie das Thema Tod oder in der Rehabilitation die genannten körperlichen Einschränkungen, die massiv auf den Patienten einwirken. Manchmal können die Clowns eine Möglichkeit eröffnen, dieses Thema anzusprechen oder dem Patienten zuzuhören.

Viele Sportler sind in der Reha sicher verbissen und versuchen krampfhaft, so schnell wie möglich wieder fit zu werden. Ist es da wichtig, ein wenig Lockerheit reinzubringen, um den Druck wegzunehmen?
Die Roten Nasen bringen ein wichtiges Element ganz natürlich mit: die Lebensfreude. Ganz authentisch und einfach leben die Clowns im Moment und genießen jede Sekunde ihres Daseins in vollen Zügen. Das kann sich in so schwierigen Situationen wie in der Rehabilitation sehr positiv auswirken. Die Clowns wirken dabei durch ihre Anwesenheit nicht durch verbale Aktionen. Sie haben Vorbildfunktion, was auch beinhaltet, dass man jederzeit entscheiden kann, ob man das Angebot annehmen will.

Welche große Bedeutung kleinen Dingen zukommen kann und wie die Reaktionen der Patienten auf die Clowndoctors sind, erfährst du auf Seite 2!