Ein Buch, über das man reden soll
Ein Buch eines Schriftstellers über das Laufen. Oder ein Buch eines Läufers über das Leben. Egal, die Lektüre von Haruki Murakamis „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ lässt einen die Schnürsenkel festbinden und diesen Sport genießen.

Der unermüdlich laufende Schriftsteller
Eigentlich steckt in jedem von uns ein Läufer, behauptet Haruki Murakami. Nicht dass der Star der japanischen Gegenwartliteratur aufdringlich wäre. „Dieses Buch soll keine Aufforderung sein, Läufer zu werden“, schreibt er. Hat man die 165 Seiten aber erst einmal hinter sich gebracht, packt einen der Wille, im nächsten Laufshop ein Paar neue Schuhe zu kaufen und drauf los zu rennen. Murakami weiß nämlich, wovon er redet, wenn er vom Laufen redet.
Kennst du das „Runners Blue“?
Jährlich mindestens einen Marathon zu laufen erfordert tägliches Training. Ein halbes Dutzend Boston-Marathons hat er erfolgreich beendet. Einmal lief er einen 100 Kilometer langen Ultramarathon und erlebte dort das „Runners Blue“ – jenen Punkt, an dem Erschöpfung und Schmerz nachlassen und Meter um Meter leichter von der Sohle gehen. Diese Anekdote bleibt aber eine der seltenen Heldengeschichten in einem Buch, in dem die Schilderung und der Umgang mit Rückschlägen oder dem Leistungsverfall im Alter für den Läufer Murakami eine viel größere Kraftquelle bedeuten.
Seit 27 Jahren läuft Murakami unermüdlich (mittlerweile bestreitet er auch Triathlons). Eine tolle Leistung für jemanden, der sich als nicht besonders talentiert bezeichnet und überhaupt erst – im Alter von 33 Jahren – mit dem Laufen angefangen hat, um ein paar Kilo abzunehmen. Seit drei Jahrzehnten hat ihn dieser Sport nicht mehr losgelassen.
„Totale geistige Entleerung“
Der Autor erklärt mit der Geradlinigkeit eines Langstreckenläufers, warum. Für ihn ist Laufen eine wichtige Inspirationsquelle für seine Arbeit als Schriftsteller. Nicht, dass ihm dabei Ideen kämen. Genau das Gegenteil ist der Fall. „Laufen ist die totale geistige Entleerung“, schreibt er. Der Ausdauersport wird zum Anker und zur Energiequelle in der modernen Arbeitswelt. Eine Erkenntnis Murakamis, die leidenschaftliche Läufer wohl nahtlos auf das eigene (Berufs-)Leben umlegen können.
Warum dieses Muramaki-Buch ein sehr persönliches ist, liest du auf Seite 2.