Laufen zur Geisterstunde
Wenn es dunkel wird, läufst du schneller als am Tag. Zumindest fühlt es sich so an. Zu später Stunde laufen kann sehr anregend sein, ganz nach dem Motto: Schnaufen statt schnarchen!
Laufen in der Nacht: "Nur Siegertypen sporteln spät!"
Nach nur wenigen hundert Metern hörst du von hinten kommend das Getapse eines anderen Läufers. Sein Schritt ist flott, von seiner Stirn leuchtet mir eine Lampe ins Gesicht. Mit einem kurzen „Hallo“ begrüßt du den Kollegen, der einige Meter neben dir herläuft. Was treibt ihn mitten in der Nacht durch die Vorstadt? „Es ist der nächste Marathon. Ich muss einfach noch ein paar Einheiten abspulen.“ Er arbeitet oft bis 21 Uhr, und so hat er nur zu später Stunde die Chance auf Bewegung. Drei- bis viermal in der Woche joggt er um den Teich nahe seiner Wohnung – alleine. „Diese Ruhe und Stille zu später Stunde ist grandios. Es ist ein ganz anderes Lauferlebnis als tagsüber.“
Schlafmittel oder Schlafstörungen
Ist das Training zur Geisterstunde gesund? Der Körper ist an bestimmte Tagesabläufe gewöhnt, hat Phasen höherer Anspannung und Leistungsfähigkeit und Zeiten mit niedrigerem Aktivitätslevel. In seinem Buch „Leben mit der inneren Uhr“ schreibt der Chronobiologe Jan-Dirk Fauteck: „Nachts empfiehlt es sich, leichtem Ausdauersport den Vorzug zu geben. Dann kann die geringe körperliche Anstrengung sogar wie ein Schlafmittel wirken.“ Denn schließlich befreit Muskelentspannung nach einer Anstrengung auch die Gedanken von Ballast. Eine gegenteilige Wirkung hat hochintensives Krafttraining in der Nacht. „Hierbei wird der Körper aufgeputscht und kommt nicht zur Ruhe. Schlafstörungen können die Folge sein“, erklärt Fauteck.
Lerchen und Eulen
Grundsätzlich ist nicht jeder Mensch dafür geschaffen, abends oder spät in der Nacht noch zu körperlicher Höchstform aufzulaufen. Schließlich ist wissenschaftlich belegt, dass einige Menschen morgens, andere dagegen erst zu späterer Stunde am leistungsfähigsten sind. Die Wissenschaft beschreibt die verschiedenen Aktivitätstypen in Anlehnung an die Tierwelt gern als Lerchen und Eulen. Rund zehn bis 15 Prozent der Menschen sind eher den frühaktiven Lerchen zuzuordnen, etwa 20 Prozent den nachtaktiven Eulen.
Siegertypen
Bei deinem Lauf hat dich die Macht der Nacht gepackt – ganz privat und ungestört kannst du deine Gedanken so gut sortieren, wie das tagsüber nie gelingt. Du läufst einfach deinen Rhythmus. Bei Nacht zu laufen, das ist wie ein Rausch. Und das gewinnende Gefühl, mit dem du anschließend ins Bett steigst, ist eindeutig: Siegertypen sporteln spät!